Wir beantworten eure Fragen

tipps radreisen mit kindern

In den letzten Tagen haben wir viele Mails von interessierten Lesern und viele Fragen erhalten. Vielen Dank dafür! Ich fang mal an sie zu beantworten und ihr könnt uns gerne weiter löchern!

Warum reist ihr mit Rädern und Zelt?

Als wir uns vor 8 Jahren kennenlernten fuhren wir oft zusammen Fahrrad. Schon nach 2 Monaten wagten wir die erste Rad/Zeltreise nach Dänemark. Seitdem lieben wir diese Art zu Reisen. Es ist so schön langsam. Wir spüren die Natur, sind Teil eines großen Ganzen und wir Erleben alles sehr intensiv. Eine sehr bewußte Art unterwegs zu sein und ökologisch. Am Abend fallen wir müde, ausgepowert und glücklich vom Lagerfeuer ins Zelt und schlafen traumhaft.

Seitdem wir Eltern geworden sind, fahren wir zusätzlich mit Anhänger für die Kinder. Wir wollen unseren Kindern zeigen wie schön und vielfältig unsere Erde ist. Sie sollen von klein auf die Natur kennen und achten lernen.
Tipp: Wenn ihr das selber mal ausprobieren wollt, schaut einfach das ihr zwei fahrtüchtige Räder und Gepäcktaschen habt/borgt und probiert es aus. Ganz am Anfang hatten wir kaum Ausrüstung und es ging trotzdem. Als wir wußten, dass wir öfters so unterwegs sein wollen, haben wir uns dann Stück für Stück eine gute Ausrüstung zugelegt.

 

Was hat sich verändert beim Radreisen mit Kindern?

Wir sind viel langsamer geworden, aber das Reisen ist noch intensiver. Das war am Anfang eine große Herausforderung. Zu zweit sind wir oft 50-100km am Tag gefahren und plötzlich (je nach Steigung) „nur“ noch 20-30km, aber fast in der selben Zeit. Dafür nehmen wir die einzelnen Orte noch bewußter war. Mit Kindern reisen, heißt nur grob zu planen und flexibel zu sein. Wir prüfen immer wieder die Situation und entscheiden was ist jetzt wichtig, was brauchen wir alle damit es uns gut geht. Und wenn das z.B. nach 30min fahren wieder Pause heißt, weil die Kinder es einfach nicht im Anhänger aushalten, dann ist es so. Oder wenn wir einen längeren Aufenthalt an einem Ort brauchen, weil die Nächte zu kurz sind.
Mit Kindern reisen heißt auch ein wenig den „normalen“ Alltag dabei zu haben. Schön ist alles zusammen zu Erleben. Zelt aufbauen, Feuer machen, Kochen, Einkaufen, Waschtage und das Wachsen und größer werden der Kinder. Unsere Kinder lieben es alles gemeinsam zu tun und sie freuen sich darüber Verantwortung für kleine Bereiche zu übernehmen.

Tipp: Lasst euch ein auf euch als Familie ein und plant für die Touren lieber weniger Kilometer ein. Plant alle 20km /30km einen Schlafplatz ein. Das Gepäck ist schwer und ihr müsst euch anfangs auch erstmal ans Radreisen gewöhnen. Geht aber schnell, versprochen.
Es macht keinen Spaß mit Kindern Kilometer schrubben zu müssen oder selber völlig erschöpft zu sein und die Kinder sind putzmunter und wollen noch ganz viel erleben.

Wie sieht eurer Alltag aus?

Ganz unterschiedliche Tagesabläufe haben wir probiert. Je nach Aufstehzeit haben wir den weiteren Tag gestaltet. Oft sind die Kinder im Zelt schon sehr früh wach, weil es so hell im Zelt ist. Dann machen wir das Zelt auf und sie können (je nach Zeltort) einfach spielen. Wir sehen sie ja.

Am besten funktioniert meist, bis zum (späten) Vormittag alles abzubauen, zu frühstücken, die Kinder toben sich schon mal aus und dann geht es los.Pausen machen wir nach Bedarf und warmes Essen gibt es dann abends nach dem Zelt aufbauen, als gemeinsames Ritual. Die Kinder bleiben wach bis die Sterne aufgehen oder sie am Lagerfeuer einschlafen. Das funktioniert aber nur in Ländern, bei denen die Mittagshitze nicht so stark ist. In warmen Ländern, mußten wir sehr zeitig aufstehen und dann in der Mittagszeit pausieren.

Tipp: Versucht einen Tagesablauf für euch zu finden, der euch als Eltern entspannt und ein gutes Verhältnis zwischen austoben und im Anhänger sitzen hat.  Die Kinder haben sehr viel Energie, wenn sie im Anhänger waren, plant das unbedingt ein. Ihr braucht auch abends noch genug Kraft.

Wie ist das mit Stillkind auf Radreise?

Ganz unkompliziert, aber ich mußte gut auf das was ich esse achten, um genug Kraft fürs Radreisen und Stillen zu haben. Und an manchen Tagen, wenn wir nachts viel gestillt haben, sind wir oft an einem Platz geblieben und erst am nächsten Tag erholt weiter gefahren.

Was war am schönsten auf eurer langen Radreise?

Wir haben uns als Familie verändert, sind ganz anders zusammen gewachsen. Jetzt fühlen wir uns wie gleichwertige Partner und die Kinder nehmen uns auch so war. Sie machen keinen Unterschied mehr zwischen Papa und Mama als Ansprechpartner, dass ist toll.
Sehr schön war auch gemeinsam die Entwicklung der Kinder zu Erleben.Diese einzigartigen Momente zusammen zu teilen ist wunderbar. So hat unsere Reisebaby in Slowenien Laufen gelernt und wenig später sprechen. Hach. Wirklich es macht einen Unterschied, ob man es zusammen erlebt oder nur Abend vom Partner erzählt bekommt.

Tipp: Nehmt euch Zeit für eure Kinder und Familien, man denkt diese Zeit geht ewig, aber sie geht so schnell vorbei! Es muss ja nicht die Riesenreise sein,…

Was waren die größten Herausforderung auf eurer Reise?

Wir hatten immer wieder Situationen, in denen wir unsere Pläne nahezu komplett ändern mußten. Das war anfangs schwer. Es hat uns unendlich traurig gemacht in Bratislava zu entscheiden, dass wir es nicht durch Polen ins Baltikum schaffen. Wir wollten die ganze Reise aus eigener Kraft fahren und die äußeren Bedingungen passten nicht. Es war so heiß und die Kinder hielten es nicht länger im Anhänger aus, bei fast 40 Grad . Schweren Herzens mußten wir in Wien in den Zug steigen und über Deutschland zur Fähre fahren, die uns nach Litauen brachte. Als wir da waren war alles gut, aber es hat uns gewurmt. Ganz zum Schluß war es ein Riesenglück, denn im Baltikum konnten wir gut fahren und haben die Reise dann einfach ein wenig umgedreht. Wären wir wie ursprünglich geplant gefahren, hätten wir übrigens wegen Wintereinbruch Ende September schon abbrechen müssen.

Die absolut größte Herausforderung waren aber die Autofahrer. In manchen Ländern ist es lebensgefährlich Radfahrer zu sein. Damit haben wir so nicht gerechnet. Einige Strecken würden wir nie wieder mit Kindern fahren.

Tipp: Je nach Alter eurer Kinder achtet unbedingt auf Routen mit geringem Verkehr oder mit Radwegen. Seit flexibel mit euren Plänen und sorgt dafür, dass ihr wenn nötig auch andere Verkehrsmittel erreichen könnt. Als grobe Orientierung in Europa bieten sich die Eurovelorouten an.

Wie war das mit Kleinkindern auf dem Zeltplatz?

Ganz unterschiedlich. Es gab viele Orte, an denen haben wir uns sofort wohl gefühlt und die Nachbarn haben positiv reagiert. An anderen Orten fühlten wir uns wie Störenfriede und die Reaktionen waren verhalten bis leicht verärgert. Klar so kleine Kinder, können auch für die Nachbarn herausfordernd sein. Gerade in Nächten wo sich neue Zähne ankündigen oder ein Kind schlecht schläft und viel weint. Eine sehr schöne Erfahrung war ein Campingplatz in Ventspils, da waren nur Familien. Viele auch mit Babys. Es war so herrlich zu sehen, alle Kinder weinen mal, alle Eltern sind mal nicht in ihrer Mitte, da war großes Verständnis untereinander.

Tipp: Wenn ihr länger an einem Ort seid, achtet auf eure Nachbarn und ob sie euch gut tun und positiv auf die Kinder reagieren. Was auch praktisch ist, stellt euch in Spielplatznähe, dann könnt ihr gemütlich machen und die Kinder können in Sichtweite rumtoben. Seid nachsichtig mit euch, auch auf der tollsten Reise gibt es schwierige Momente, umso schöner wenn ihr sie gemeinsam erlebt und durch sie wachst.

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