Seit 2 Wochen sind wir in Polen unterwegs. Von Vilnius sind wir bis zur Grenze gefahren. Eine besondere Erfahrung, denn auf den letzten litauischen Kilometern scheint die Zeit stehen geblieben. Wir sehen Bauern ihre Felder mit Pferden pflügen, die Felder mit der Hand bestellen. Gesät wird mit großen Tüchern um den Bauch in denen sich das Saatgut befindet. Wir verlassen Litauen über einen kleinen Waldweg. Nur ein kleines Schild weißt und auf den Grenzübertritt hin und 20m nagelneuer Asphalt mitten in der Schotterpiste.
Die ersten polnischen Einheimischen die uns begegnen Lachen und Grüßen uns sofort. Entgegen unseren Erwartungen fahren die Autofahrer sehr rücksichtsvoll an uns vorbei und wir übernachten spontan in einem Agritourismo , wo wir so herzlich empfangen werden, dass es uns die Sprache verschlägt. Wir fühlen uns auf anhieb wohl, erfreuen und an den gut ausgebauten Radwegen, den zahlreichen Baumalleen entlang der Straßen und bestaunen die wunderschöne Natur der Masuren. Zahlreiche Seen, Naturparks und kleine verwunschene Dörfer liegen auf unserem Weg. Wir fahren durch Wälder in denen wir Einheimischen mit großen übervollen Pilzkörben begegnen.
Jeden Abend begegnen wir interessanten Menschen. So werden wir spontan von zwei befreundeten Familien in ihr Gästehaus eigeladen, weil weit und breit keine andere Möglichkeit in Sicht scheint. Unser Reisekind spielt sofort mit den vielen Kindern und wir kommen in den Genuss der traditionellen Kartoffelpuffer, natürlich mit Schmand oder leckeren frischgesammelten Pilzen.
Einfach lassen uns diese Menschen in ihr Haus, in ihr Leben.
Und schon am nächsten Abend treffen wir den Weltenbummler Gerhard, der uns mit seinem spannenden Leben als Ethnologe in Afrika, seinen Erfahrungen aus den 60ern und gutem Englischen Tee bereichert. Am Lagerfeuer gibt es viel zu Erzählen. Der Abschied fällt schwer und unser Reisekind macht vorsorglich schon ein Wiedersehen aus, denn Menschen die mit leckerem Honig unterwegs sind muß man wieder treffen:)
Die nächste Nacht verbringen wir in einer winzigen Hütte, kaum größer als unser Zelt. Mit der Abenddämmerung setzten merkwürdige Geräusche aus dem Wald ein. Irgendwie ein Röhren, sehr laut und unheimlich. Im Nachbarhäuschen wohnen zwei Leipziger und die können uns beruhigen, es sind nur Elche. Wir verbringen einen lustigen Abend und lachen so viel, dass wir die Elche nicht mehr hören.
Die Nächte sind Ende September schon empfindlich kühl, deshalb müssen wir die Reise durch Polen stark verkürzten. Wir fahren aus den Masuren über Allenstein nach Poznan und dann mit dem Rad Richtung Lubin. Wir haben Glück es ist kühl, aber die Sonne scheint jeden Tag. Die Wälder bezaubern uns mit schillernden Herbstfarben. Nachmittags würden wir am liebsten Handschuhe anziehen. Unsere erste Nacht mit Minusgraden erleben wir an der Oder, direkt hinter Glogow. Unsere Ausrüstung kommt an ihre Grenzen und wir müssen mit den Kindern ins Warme.
Nun heißt es vorerst Abschied nehmen von Polen. Gern sind wir hier gewesen und viel gibt es noch in diesem großen Land zu erkunden. Wir kommen bestimmt wieder.
Alles Liebe
Stefanie& Nikolaus
Radreise Polen