Im Paradies angekommen

Lettlands Westküste ist wirklich paradiesisch. Wir fahren durch diese stille Weite, durch Mischwälder mit gesunden Bäumen. Alles steht in seiner Kraft, sattes grün wie in Mitteldeutschland zum Sommeranfang. Der Himmel wechselt permanent seine Gestalt. Eben fahren wir noch in T-Shirts, kurze Zeit später müssen wir die Fleecejacken auspacken, weil die Wolken für deutliche Abkühlung sorgen. Zugegeben im lettischen Paradies ist es etwas kühl. Zu kühl sagen die Einheimischen, so einen kalten Sommer gab es seit Jahren nicht. Uns kümmert es nicht weiter, sind wir doch gut ausgerüstet und können uns abendlich am Feuer wärmen.
So schwer uns die Reisebeschleunigung ins Baltikum fiel, so froh sind wir hier zu sein. Die Natur nimmt uns gefangen, statt Straßenlärm haben wir nur noch das Rauschen des Meeres oder der Bäume in den Ohren. Nikolaus sieht viele Motive zum malen. Zu fällig entdecken wir einen großen Bauernhof, auf dem wir zelten können. Ganz versteckt stehen hier drei Hütten umgeben von Seerosenteichen. Monet hätte seine Freude. Uns gefällt es so gut, dass wir 5 Tage bleiben. Eine Kunstpause, denn Nikolaus kommt endlich wieder zum malen. Die Besitzer sind so alt wie wir und leben mit ihren Eltern und vielen anderen in einer Gemeinschaft. Sie backen Brot und verkaufen es in den umliegenden Dörfern. 4 gewaltige Öfen, ein großer Holzkarren voll ruhendem Teig, alles noch mit Hand geknetet. Das Brot schmeckt total lecker, ganz schwer und sättigend. Kein Vergleich zu dem was wir aus den Läden kennen. Wir dürfen das Hausboot benutzen und paddeln über den kleinen Fluß. Die Gastfreundschaft kennt keine Grenzen, am Morgen werden wir mit Erdbeeren und Zuckerschoten vor dem Zelt geweckt. Der nächste Ort ist Pavilostas. Dort erwartet uns wilder Ostseestrand, viel Wind und schaumige Wellen. Zufällig ist ein Volksfest und so kommen wir in den Genuß lettischer Volksmusik, sehr schön, alle singen mit und es wirkt kein bisschen kitschig. So klingt der letzte Pausetag aus und wir haben genug Kraft für die Weiterfahrt.

So richtig weit kommen wir nicht, denn wir entdecken einen wilden Zeltplatz direkt an der Steilküste. Ein Kraftort, sehr besonders. Nur wir, das Meer, ein kleines Feuer. Traumhaft. Ein paar Holzstufen führen steil bis an den Strand den wir ganz für uns haben. Robinson lässt grüßen. Mit Blick aufs Meer schlafen wir ein und werden vom Wellenrauschen geweckt. So fühlt sich das wahre Leben an, ganz als kleiner Mensch in dieser großen weiten Welt, voller Staunen und Ehrfurcht – und so unfassbar, wir können es nicht festhalten und nur das hier und jetzt leben, denn Morgen werden wir schon wo anders sein und all die Schönheit wird lieb gewonnene Erinnerung sein.

Schöne warme Sommertage wünschen euch

Stefanie&Nikolaus

 

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