Über ein halbes Jahr mit dem Rad unterwegs – ihr seid doch verrückt, habt ihr auch an die armen Kinder gedacht?

Nicht einmal im Traum wäre mit eingefallen diesen Satz zu hören. Auch die Hand und Finger an die Stirn geführt und danach energisch mit dem Kopf geschüttelt Variante ist mir jetzt bekannt. Die Aufregung die wir bei einigen Zeitgenossen auslösen kann ich kaum verstehen. Mit absolutem Unverständnis habe ich gar nicht gerechnet. Schon gar nicht auf eine Art Spiegelung, bei der wir als grausame egoistische Kinder quälende Eltern dargestellt werden! Doch, wirklich!

Was ist denn wichtig für kleine Kinder? Und was ist wichtig für Eltern die das Abenteuer Kinder wagen? Am besten entscheidet das Paar, das Kinder bekommt das einfach selber, denn jede Familie ist anders, hat andere Bedürfnisse, Möglichkeiten,Prioritäten, Träume und Wünsche.

Uns ist durch unser zweites Kind noch bewusster geworden, wie einzigartig und unwiederbringlich diese Zeit ist, deshalb wollten wir sie gemeinsam verbringen. Keiner von uns wollte vom anderen das Wachsen des neuen Kindes, die ersten Schritte und Worte „nur“ erzählt bekommen. Die kleinen Menschen werden so schnell groß, die Kinderjahre sind auf ein Leben so kurz und lassen sich nicht zurück holen. Wie schnell stehen die lieben kleinen schon mit der Zuckertüte im Arm da und im nächsten Moment fällt schon die Tür ins Schloss und sie sind ausgezogen. Also entschieden wir uns für Elternzeit= Reisezeit.

Eine lange Zeit mit den Fahrrädern unterwegs sein, dass haben wir uns schon immer gewünscht, warum nicht auch mit kleinen Kindern. Was zu zweit geht, klappt auch zu viert.
So eng mit den Kindern über ein halbes Jahr zusammen zu sein ist wunderbar, eine intensive Erfahrung und Herausforderung. Wir haben zusammen gesehen wie unsere Kleine die ersten Schritte tat, haben zusammen die ersten Worte gehört und erleben jeden Tag wie die Geschwisterliebe immer weiter wächst. Wir sind als Familie ganz anders zusammen gewachsen, 24h jeden Tag im auf dem Rad und im Zelt das schweißt zusammen. Das langsame Reisetempo, die vielen Eindrücke, den ganzen Tag draußen zu sein, das erschöpfte glückliche Gefühl abends im Schlafsack – wieder ein Stück weiter durch die eigene Kraft. Und immer die liebsten in der Nähe.

Es gibt auch Momente in denen alles mal nicht aus dem Bilderbuch ist. In denen die Nacht zum Tag wird, die Zähne weh tun, wir nicht vorwärts kommen oder irgendetwas anderes uns kurz aus der Bahn wirft. Das ist das Leben, egal ob zu Hause oder unterwegs.
Unsere Kinder wirken ausgeglichen und zufrieden. Sie genießen es scheinbar so eng mit uns unterwegs zu sein, im engen kleinen grünen Zelt, dicht aneinander gekuschelt. Von gequält sein bis jetzt keine Spur ( außer die Leckereien sind aus), zum Glück.

 

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