Wir sind Am äußersten Zipfel auf dem europäischen Festland in Narva, direkt an der Grenze zu Russland. Weiter weg werden wir auf dieser Reise nicht mehr von zu Hause sein. Von hier liegen ca. 2000 Radelkilometer bis Erfurt vor uns.
Grenzorte sind immer wieder für uns ein großes Thema. Hier die grenze zu Russland. Über eine Brücke kommt man auf die andere Seite. In Narva ( Estland) steht eine riesige Burg, die Hermansfeste. Auf russischer Seite ebenso eine Burg in Ivogorod. Dazwischen der Fluß die Narwa. Beide gut erhalten, standhaft legen sie Zeugnis ab von uralten und natürlich aktuellen Konflikten.
Wer möchte wo Leben, wer fühlt sich zu welchem Land zugehörig? Große Fragen die immer neu gestellt werden. Die Menschen sind hier sehr zurückhaltend, fast unfreundlich. Die russische Sprache überwiegt. Wir haben das Gefühl, dass der ganze Ort um seine Identität ringt, mit Estland hat das nicht mehr viel zu tun. Englisch spricht niemand mehr, wir Deutschen werden merkwürdig beäugt. Wir sind die Fremden. Wir sind die die hier nicht hergehören. Wir sind die die nicht verstehen, welche Erinnerungen und Wunden durch unsere ganz normalen Gespräche in unserer Muttersprache zu Tage gefördert werden. Die unzähligen Soldatenfriedhöfe und Mahnmale lassen es nur erahnen. Es wundert nicht, dass wir uns nicht so richtig wohl fühlen und zügig die Weiterfahrt antreten. Gefühlt sind wir nun sehr weit weg von der Heimat.
Sprachkenntnisse sind so wichtig, dass merken wir immer wieder. In jedem Land versuchen wir uns wenigstens den Basishöflichkeitswortschatz anzueignen. Es öffnet wortwörtlich Türen, wenn man sich wenigstens ein wenig in der Sprache des anderen bemüht – selbiges gilt andersrum und so fährt auch der Bus ohne uns los, weil der Fahrer sich weigert uns zu verstehen, so wird manchmal etwas nicht oder zu teuer verkauft, aber auch das gehört zum Leben und Reisen.
Toll ist es wenn die Kommunikation glückt und wir auf Menschen treffen die englisch, deutsch oder Hand – Fußsprache sprechen und uns von ihren Heimatländern, ihrem Leben erzählen und all unsere neugierigen Fragen beantworten.
Stefanie & Nikolaus
